VON SPIELPLATZSEGNUNG BIS ZUR EINFACHEN SCHWESTER

Diaspora-Sonntag in den Bistümern

Nach dem Gottesdienst am Diaspora-Sonntag wurde im Bistum Görlitz der Spielplatz auf dem Pfarrgrundstück gesegnet. (Foto: Christine Dinter)

20.11.2023

In ganz Deutschland ist am vergangenen Sonntag auf die Situation katholischer Christinnen und Christen in einer Minderheitensituation aufmerksam gemacht worden. Der bundesweite Diaspora-Sonntag unter dem Leitwort "Entdecke, wer dich stärkt." lud die Gemeinden ein, Gottesdienst zu feiern und für Katholiken, die in der Minderheit ihren Glauben leben, zu beten und Spenden zu sammeln. Mit diesen Spenden sowie den Kollekten, die in der Vorabendmesse und am Sonntag gesammelt wurden, unterstützt das Bonifatiuswerk Projekte in Deutschland, Nordeuropa und im Baltikum. Auf unterschiedlicher Art und Weise zelebrierten Gemeinden Gottesdienste, um so auf die Diaspora hinzuweisen und selber zu entdecken, wer sie stärkt.  
 

Gottesdienst mit Spielplatzsegnung im Bistum Görlitz

Eine besondere Aktion ihren Diaspora-Sonntag zu begehen, hat sich die Pfarrei St. Josef in Niesky im Bistum Görlitz überlegt. Im Anschluss an den Gottesdienst war die Gemeinde zur Einweihung des neuen Spielplatzes auf dem Pfarrgrundstück eingeladen. Große und kleine Helfer der Gemeinde hatten in den letzten Monaten mit Hand angelegt, um diese schöne Möglichkeit der Begegnung zu schaffen, die allen Besuchern des Pfarrgrundstücks offen steht – zum Beispiel auch den Kindern des benachbarten ASB-Kindergartens. Das Bonifatiuswerk Paderborn und das Diözesan-Bonifatiuswerk Görlitz haben gemeinsam mit mehr als 5.000 Euro dieses Projekt gefördert. Mit der Gemeinde freute sich Kathrin Uhlemann, Oberbürgermeisterin der Stadt Niesky, die eigens zu diesem Anlass gekommen war. 

Vorab leitete Pfarrer Norbert Joklitschke seine Predigt in der Sonntagsmesse mit der Frage ein: "Geht es iIhnen auch so, dass sie manchmal Ausschau halten, nach jemandem, der Ihnen beisteht?" Damit griff er das Motto der diesjährigen Diaspora-Aktion: "Entdecke, wer dich stärkt." auf. Dabei sei es in erster Linie Gott selbst, der uns Kraft und Stärke verleiht. Schon Mose, als er das Volk Israel aus der Knechtschaft Ägyptens herausgeführt hatte, habe gemeinsam mit seiner Schwester Mirjam voll Dankbarkeit gesungen: "Meine Stärke und mein Lied ist der Herr".  

Denn die Nieskyer wissen, wovon sie sprechen, wenn sie von Diaspora reden. Die ca. 800 Katholiken der im Bistum Görlitz gelegenenen Pfarrei, leben weit verstreut. Zuweilen ist der Pfarrer 30 Kilometer und mehr unterwegs, um vereinzelt lebende Gläubige zu besuchen. So versteht es sich fast von selbst, dass der Diaspora-Sonntag in Niesky in gebührender Weise begangenen wurde.  

Eindrücke aus dem Bistum Görlitz

Boni-Busse stärken die Diaspora im Bistum Münster

Diakon Sebastian Wagner SAC predigte in der St.- Marien-Kirche in Bad Zwischenahn im Bistum Münster über den Patron des Bonifatiuswerkes, den heiligen Bonifatius, ein Vorbild in der Diaspora. Er rief die Gottesdienst- Besucherinnen und Besucher dazu auf, zu reflektieren und darüber nachzudenken, wer sie stärkt, sich aber auch zu fragen, wen sie stärken oder gestärkt haben. "Einer stärkt uns immer, auch wenn wir es vielleicht nicht immer gleich mitbekommen – nämlich Gott.", predigte der Diakon. "Der uns auch Talente geschenkt hat, um andere Menschen zu stärken, wie zum Beispiel bei dem Pallottinerpater Karl-Hermann Lenz aus Berlin. Er ist seit 30 Jahren in Berlin-Neukölln und kümmert sich mit haupt- und ehrenamtlichen Christen um Obdachlose, drogenabhängige Menschen sowie um Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben. Das Beispielprojekt der Diaspora-Aktion heißt: 'Essen ist fertig.' Ein gedeckter Tisch für genau die Menschen. Sie werden gestärkt und so angenommen, wie Gott Sie gemacht hat. Gott stärkt diese Menschen durch uns.“ 

Und auch die Pfarrgemeinde in Bad Zwischenahn wird durch das Bonifatiuswerk gestärkt, nämlich durch zwei Boni-Busse;, die ermöglichen Kinder, Senioren sowie Gemeindemitglieder von dem einen zum anderen Ort zu bringen. Auch wird die Gemeinde bei Freizeiten und Projekten finanziell unterstützt, damit jeder Mensch die Möglichkeit hat mitzufahren. 
 

Diaspora-Sonntag in der Münsteraner Überwasserkirche

Gut 60 Personen haben sich am vergangenen Sonntagabend in Münster zum Gottesdienst der Emmanuel-House-Gemeinde in der Überwasserkirche versammelt. Das Emmanuel House ist ein katholisches Gemeinde- Start -Up in der Westfalenmetropole.  

Pfarrer Martin Sinnhuber, der selbst aus der norddeutschen Diaspora stammt, nahm Bezug auf die jüngst veröffentlichte Studie der evangelischen Kirche, wonach für acht von zehn Menschen in Deutschland Religion und Kirche nur noch wenig bis gar keine Bedeutung mehr haben. „Wir, die wir zu einer christlichen Gemeinschaft gehören, werden in unserem Land mehr und mehr zu einer Minderheit, zu einer kleinen Gruppe, die verstreut in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft ihren Glauben lebt. Diaspora! Das wird auf Dauer wohl für uns alle die kirchliche Lebensform werden.“ Dass darin auch neue Herausforderungen liegen, sich auf eine veränderte Rolle der Kirche in Deutschland einzustellen und sich viel mehr darum zu bemühen, als Christen konfessionsübergreifend mit einer Stimme zu sprechen, darin waren sich alle einig, die nach dem Gottesdienst noch in kleiner Runde in einem Café zusammensaßen. 

In den freien Fürbitten betete eine Gottesdienstteilnehmerin für die Christen, die zum Beispiel in den skandinavischen Ländern oder auch im Osten Deutschlands schon heute oft vereinzelt leben: "Herr, lass sie immer wieder spüren, dass sie Teil einer größeren Gemeinschaft sind." 

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Eine „einfache“ Schwester als Symbolbild für den Diaspora-Sonntag im Erzbistum Paderborn

Matthias Micheel aus dem Bistum Paderborn hielt in der St.- Marien- Gemeinde in Bad Lippspringe und in der St.- Alexius- Gemeinde in Paderborn-Benhausen eine Ansprache, in der er, gemeinsam mit Pastor Dr. Marc Retterarth, auf die Diaspora hinwies. Er sprach über Schwester Magdalena: "Eine ganz einfache Schwester, die in einem Kloster der Dominikanerinnen in Leipzig gelebt hat. Leipzig ist die Stadt in Deutschland, wo am wenigsten Christen leben." Schwester Magdalena arbeitete als Seelsorgerin in einem Jugendgefängnisknast in Raßnitz, wo 400 junge Männer im Alter von 14 Jahren aufwärts leben. Drogendealer, Diebe, Vergewaltiger, Mörder. Die Schwester bemühte sich für die jungen Häftlinge da zu sein. "Die Schwester gibt einem das Gefühl, das sie an einen glaubt", sagte einer der jungen Häftlinge. "Ich gehe zu ihr, um mit ihr über Dinge zu reden, über die ich in der Wohngruppe oder mit den Aufsehern nicht sprechen kann. Aber die Schwester hört einfach zu und gibt mir ein anderes Gefühl. Die ist wie eine Mutter. Die hat immer Zeit." 

Matthias Micheel spricht über das Vertrauen der Häftlinge in Schwester Magdalena: "In einer Osternacht hat sich dann zum ersten Mal ein junger Strafgefangener taufen lassen, nicht aus Überredung, ganz freiwillig. Weitere folgten. Schwester Magdalena war wie eine Mutter. Genau das hatten viele der Jugendlichen bisher vermisst. Eine Mutter, eine Familie, die sie stärkt. Einen Vater, der nicht losschlägt. Eine Mutter, die nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher hockt."

"Entdecke, wer dich stärkt." lautet das Leitwort der Diaspora-Aktion. Die Häftlinge haben entdeckt, wer sie stärkt. – Nämlich Schwester Magdalena.  
 

Radiogottesdienst im Bistum Dresden-Meißen

Die Chemnitzer Gemeinde St. Joseph feierte am Sonntag vor dem Diaspora-Sonntag einen Radiogottesdienst, der im Deutschlandfunk übertragen wurde. Dr. Ulrike Lynn, deren Personalstelle als Beauftragte der katholischen Kirche für die europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 vom Bonifatiuswerk gefördert wird, verkündigte im Rahmen der Kulturhauptstadt-2025-Projektreihe „Europäische Bergpredigt“ das Evangelium nach Matthäus 25, 1-13. Sie wies außerdem auf die Diaspora -Situation hin, in der sich Chemnitz befinde und rief dazu auf, die Katholikinnen und Katholiken in Minderheitssituationen am Diaspora-Sonntag zu unterstützen.  

Den ganzen Gottesdienst können Sie hier nachhören.  

(mos)