EIN ZUFLUCHTSORT IN DER BERLINER DIASPORA
27.11.2025
Die biblische Weihnachtsgeschichte berichtet von einer hochschwangeren Frau, die keine Wohnung findet, Maria mit dem Jesuskind: “Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.” (Lk 2,7) Maria als Frau und Mutter steht hier im Mittelpunkt des Evangeliums. Gott ist Mensch geworden, mitten in die Situation größter weiblicher und menschlicher Schutzbedürftigkeit hinein.
Die Berliner Tagesstätte Evas Haltestelle bietet einen Zufluchtsort für Frauen ohne Wohnung in der ostdeutschen Diaspora. Es ist eine Herberge in praktizierter christlicher Nächstenliebe. Frauen trifft das Schicksal der Wohnungslosigkeit besonders hart – körperlich, sozial und vor allem wegen der ständig drohenden Gewalt auf der Straße. Deshalb ist das Projekt Evas Haltestelle des Sozialverbands katholischer Frauen e.V. Berlin so wichtig. Die Zahl der Frauen, die hier Schutz suchen, steigt von Jahr zu Jahr.
Die Glasschiebetür an der Straßenecke wirkt unscheinbar, aber einladend. “Evas Haltestelle” steht überm Eingang. Wir sind im Berliner Wedding. Direkt gegenüber steht ein riesiges Shoppingcenter. Restaurants, Cafés und kleine Läden reihen sich in der Müllerstraße aneinander. Doch wer in Evas Haltestelle einkehrt, lebt in harten Lebensumständen. In dieser Tagesstätte finden Frauen, die keine Wohnung haben, Schutz, Geborgenheit und Hilfe in der Millionenmetropole. Hier werden sie mit dem Nötigsten versorgt: eine Mahlzeit, eine Dusche, saubere Wäsche – oder einfach Wärme und Ruhe. Evas Haltestelle ist ein Angebot vom Sozialdienst katholischer Frauen Berlin. Seit 1997 ist die Tagesstätte ein Zufluchtsort für wohnungslose Frauen. Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Besucherinnen, vor allem seit der Coronazeit.
Steigende Mieten sind eine Ursache. Dazu kommen soziale Umbrüche und Krisen, die immer mehr Menschen aus der Bahn werfen. Für Frauen ist Wohnungslosigkeit besonders hart und unbarmherzig. Auf der Straße sind gewaltsame Übergriff e durch Männer eine ständige Gefahr. In Evas Haltestelle finden Frauen nicht nur Schutz, sondern auch Hilfe und Beratung durch Mitarbeiterinnen, dazu Austausch mit Frauen, die dasselbe durchmachen. “Weil sich hier nur Frauen au Entspannung und Ruhe ein als in anderen Einrichtungen”, sagt Clara Kesselmann, Sozialarbeiterin in Evas Haltestelle. Die Frauen können auch die Postadresse nutzen – ob der erste Schritt, um wieder zur eigenen Existenz zu finden. Als Hilfsprojekt in katholischer Trägerschaft steht die Berliner Tagesstätte allen Frauen offen, gleich welcher Konfession oder Religion.
Gerade in der Winter- und Weihnachtszeit, wenn es dunkel und kalt wird, ist Evas Haltestelle für viele wohnungslose Frauen die Rettung aus der Einsamkeit. In dieser Jahreszeit gehört zum Angebot auch die Kältehilfe: 20 Notübernachtungsplätze in einem Raum mit mehreren Doppelbetten. Die sind meistens voll belegt. Für Frauen ist es wichtig, wenigstens in der Nacht zur Ruhe zu kommen. Im Advent gibt es besondere Angebote, Plätzchenbacken zum Beispiel. “Das gemeinsame Essen ist immer ein schönes Ereignis für die Besucherinnen”, sagt Sozialarbeiterin Clara Kesselmann. Ein Restaurant aus der Nähe spendet die Zutaten: „Viele aus der Nachbarschaft sind uns sehr verbunden und bringen regelmäßig Lebensmittel oder andere Spenden vorbei." Die Nachbarschaftshilfe ist eine eindrucksvolle Resonanz auf die Botschaft christlicher Fürsorge in der Großstadt-Diaspora. Solche Hilfe aus nah und fern ist dringend nötig. Der Bedarf steigt, die Mittel bleiben begrenzt. Evas Haltestelle ist dauernd auf Spenden angewiesen, für Essen, Getränke, Hygieneprodukte oder andere notwendige Gebrauchsartikel. Jeder Spendenbetrag hilft.
Mit Ihrer Unterstützung tragen Sie dazu bei, dass dieser Ort erhalten bleibt: ein Schutzraum für wohnungslose Frauen, ein Hilfsangebot für Verzweifelte – und ein ausstrahlendes Zeichen der Nächstenliebe an einer Straßenecke in Berlin.
Evas Haltestelle ist die älteste und größte Tagesstätte für wohnungs- und obdachlose Frauen in Berlin. Gegründet 1997, bietet sie Frauen in Not eine Zuflucht. Seit 2019 beenden sich die Räume an der Müllerstraße 126 im Stadtteil Wedding. Hier finden Frauen, die keine Bleibe haben, einen sicheren Ort. Sie bekommen Mahlzeiten und Kleidung, können sich waschen und aufwärmen oder finden eine Notunterkunft. Träger der Tagesstätte ist der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin (SkF), ein Frauen- und Fachverband innerhalb des Caritasverbandes Berlin. Um wohnungslosen Frauen weiterhin helfen zu können, ist Evas Haltestelle auf Spenden angewiesen. Die öffentlichen Mittel reichen nicht aus, zumal da die Zahl der Frauen, die hier Zuflucht suchen, ständig steigt. Das Bonifatiuswerk hat das Projekt Duschmobil für Frauen in Berlin vor einigen Jahren schon einmal unterstützt und ist dieser wertvollen Arbeit weiterhin verbunden. Das Duschmobil für Frauen ist ein Hygieneprojekt für obdachlose Frauen und als erweiterter Ansatz in der aufsuchenden Straßensozialarbeit einmalig in ganz Deutschland. Bis zu fünf Frauen täglich können eine Dusche mit aller dazugehörigen Hygiene nutzen. So werden die auf der Straße lebenden Frauen auf anderen Wegen erreicht, nämlich dort, wo sie sich aufhalten.
(thi)