MIT DEM BONIFATIUSWERK DIE ISLÄNDISCHE DIASPORA KENNENGELERNT
21.10.2025
Eine karge, steinige und weite Landschaft, die von Vulkanen und Geysiren geprägt ist: Dieses Bild hat sich Friedrich Werneke aus Verl gezeigt, als er aus dem Flugzeug in Keflavik gestiegen ist. Island fasziniert durch seine Natur. Doch was den 66-Jährigen mit weiteren Spendern auf der Projektreise des Bonifatiuswerkes mit Generalsekretär Monsignore Georg Austen noch mehr beeindruckt hat, war das, was sich hinter den spektakulären landschaftlichen Kulissen abzeichnet. Da gibt es eine katholische Kirche, die wächst, die Nähe schafft und in ihrer Diaspora-Situation Hoffnung und Freude versprüht.
"Was mich wirklich bewegt hat", sagt Friedrich Werneke, "war zu sehen, mit welcher Energie Menschen etwas verfolgen und mit wie viel Aufwand sie versuchen, etwas voranzutreiben." Nur etwa vier Prozent der Bevölkerung sind in Island als Katholiken registriert. Besonders die Begegnungen mit den Ordensschwestern habe ihn tief beeindruckt. Die "Blauen Schwestern" in Hafnarfjördur und Stykkishólmur engagieren sich in der Gemeindearbeit, schaffen Räume für Familien, Kinder, Jugendliche aber auch Einzelpersonen. "Ich selbst komme aus der Jugendhilfe", erzählt Werneke. "Es war schön zu sehen, dass sich neben dem Gottesdienst das Gemeindeleben im Miteinander zeigt."
Dass Kirche Gemeinschaft stiften kann, hat sich auch bei dem Besuch der Mutter-Teresa-Schwestern in der isländischen Hauptstadt Reykjavík gezeigt. Die Ordensschwestern bieten fast täglich ein Frühstück für Bedürftige an. In einem kleinen Begegnungsraum treffen sich Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern – auch viele ukrainische Frauen. "Ich hatte den Eindruck, dass es in Island kaum andere Räume gibt, wo diese Menschen sich treffen können", sagt er. "Ein Café?" Für viele sei das unbezahlbar. "Aber hier gibt es einen Ort, wo man nicht nur Essen bekommt, sondern echte Gemeinschaft erfährt." Kirche sei dort nicht nur Anlaufstelle, sondern Lebenshilfe.
Gerade in einem Land wie Island, in dem Einsamkeit durch lange Winter und einer dünnen Besiedelung ein Thema ist, seien solche sozialen Orte essenziell. In Selfoss zum Beispiel wird mithilfe des Bonifatiuswerkes und des Diaspora-Kommissariats der deutschen Bischöfe der Neubau der Kirche und des Gemeindezentrums "Heilig Kreuz" mit insgesamt einer Million Euro gefördert. Dort werde nicht nur ein Kirchenschiff gebaut, in dem man zum Beten zusammenkomme, sondern auch ein Treffpunkt für den gemeinsamen Austausch, die Katechese- und Jugendarbeit.
Tief beeindruckt war Werneke von der Begegnung mit den kontemplativ lebenden Karmelitinnen in Hafnarfjördur. Während der heiligen Messe saßen die Schwestern hinter einem Gitter, räumlich getrennt, aber geistlich verbunden. "Trotz dieser Abgeschiedenheit war da so viel Fröhlichkeit, Nähe und innere Zufriedenheit zu spüren. Auch zu sehen, mit wie wenig materiellen Dingen sie auskommen, um ein glückliches Leben zu führen, hat mich fasziniert", erzählt Werneke. Während ihres Besuches in diesem Kloster wurde eine junge Frau aus einem Indigo-Stamm in Kanada als Novizin mit dem Ordensgewand eingekleidet.
Derzeit wird das Kloster für mehr als 1,5 Millionen Euro erweitert und ist dabei vom Bonifatiuswerk bislang mit 600.000 Euro gefördert worden. Für das Projekt sammelt das Hilfswerk weiterhin Spenden, da die Schwestern für die Fertigstellung des Neubaus weitere Unterstützung dringend benötigen. Aufgrund der felsartigen Bodenbeschaffenheit haben sich die ursprünglichen Baukosten bereits jetzt erhöht.
172 Nationen gehören in Island zur katholischen Kirche. Die Gläubigen kommen häufig aus Polen, Kroatien, Vietnam, den Philippinen oder der Ukraine. Isländisch zu lernen, sei zum Beispiel für polnische Priester keine Selbstverständlichkeit. Sie richten die Aufmerksamkeit auf ihre Landsleute und zelebrieren die Messen in ihrer Sprache. Werneke hat sich während der Reise gefragt, wie die katholische Kirche in Island aussehen könne. Für ihn sei es wichtig, dass die jeweiligen Landesriten nicht einfach kopiert werden oder parallel nebeneinander bestehen, sondern etwas Eigenständiges wachse, um sich gemeinsam mit den verschiedenen Nationalitäten in der Minderheit entwickeln zu können.
Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen hat schon oft die größte Vulkaninsel der Welt besucht und erfährt immer wieder, wie in Island die junge und wachsende Weltkirche mit wenig Mitteln, aber viel Engagement und Glaube lebendig wird. "Besonders beeindruckt hat mich der Einsatz der Ordensschwestern, die in der Pastoral mit oft weiten Entfernungen und ohne festes Gehalt arbeiten. Die Schwestern müssen ihren Lebensunterhalt praktisch erbetteln. Als Hilfswerk für den Glauben und die Solidarität sehen wir es als unsere Aufgabe, diese Ordensgemeinschaften und Gemeinden in der Diaspora mit den Verantwortlichen der Ortskirchen nicht allein zu lassen. Die Spenderinnen und Spender sind ein entscheidender Teil dieser gelebten Solidarität."
Für Friedrich Werneke war die Reise auch eine Bestätigung seines Engagements. "Wenn ich sehe, dass mit der finanziellen Unterstützung Gemeindearbeit gestärkt wird, dass Orte entstehen, an denen Menschen sich begegnen können, dann weiß ich: Das ist sinnvoll eingesetzt."
Natürlich bot die Reise auch unvergessliche isländische Momente: Ob ein gepacktes Lunchpaket der "Blauen Schwestern" mit Haifischfleisch oder die überraschende Offenheit in isländischen Lokalen – Werneke nahm das Land mit allen Sinnen wahr. "Die Herzlichkeit der Menschen war wirklich beeindruckend." Vielleicht sei das genau ein Schlüssel, wie sich Kirche noch mehr mit der lokalen Kultur verbinden könne.
(thmei)