NEUSTART NACH 200 JAHREN

Neues Kloster Neuzelle wurde feierlich gegründet

Der feierliche Akt erfolgte im Rahmen eines Wallfahrtsgottesdienstes des Bistums Görlitz. (Foto: Raphael Schmidt)
Der feierliche Akt erfolgte im Rahmen eines Wallfahrtsgottesdienstes des Bistums Görlitz. (Foto: Raphael Schmidt)

03.09.2018

Neustart nach 200 Jahren: Am Sonntag hat der Zisterzienserorden eine Niederlassung im brandenburgischen Neuzelle gegründet. Damit sind wieder dauerhaft Mönche in der 750 Jahre alten Klosteranlage südlich von Frankfurt/Oder präsent, die Preußen 1817 verstaatlicht hatte.

Die Niederlassung ist ein Tochterkloster des österreichischen Stifts Heiligenkreuz in Form eines Priorats. Dessen Abt Maximilian Heim vollzog den Gründungsakt in der Klosterkirche. Dabei befragte er die sechs "Gründermönche" zu ihrer Bereitschaft, die Niederlassung aufzubauen, und verlas die Gründungsurkunde.

"Suche nach Gott macht glücklich"

Der feierliche Akt erfolgte im Rahmen eines Wallfahrtsgottesdienstes des Bistums Görlitz vor rund 1.800 Teilnehmern, unter ihnen die brandenburgische Kulturministerin Martina Münch (SPD). Sie ist auch Vorsitzende der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle, die jetzt die historischen Klosterbesitzungen verwaltet. Gegründet wurde das Kloster auf Initiative des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt, zu dessen Bistumsgebiet Neuzelle gehört.

In dem Gottesdienst rief Ipolt die Mönche auf, beispielhaft zu zeigen, dass sich die Suche nach Gott lohne und Menschen glücklich machen könne. "Seien Sie frohe Gefährten für die Menschen, die hierher nach Neuzelle kommen und nach Antworten für ihr Leben suchen", sagte der Bischof wörtlich.

Einfache Antworten zu undifferenziert

Manche Menschen gäben sich dabei auch mit einfachen Antworten zufrieden, kritisierte Ipolt. Er verwies auf "den einen oder anderen Slogan", der auf den Transparenten bei den gegenwärtigen Demonstrationen zu finden sei. "Verunsicherung, Herumirren, Haltlosigkeit, ja auch Zorn und Hass machen sich manchmal schnell breit", betonte der Bischof.

An der Feier nahmen auch Erzbischof Heiner Koch (Berlin), Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie Bischof Tadesuz Litynski aus dem polnischen Nachbarbistum Zielona Gora/Gorzow teil, zudem der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge. Auf dem Klostergelände befindet sich auch die evangelische Neuzeller Gemeinde. Es kamen überdies rund 30 der 100 Mönche von Heiligenkreuz, zudem Ordensvertreter aus Deutschland, Polen und Tschechien.

Eindrücke des feierlichen Aktes

     

Die Mönche engagieren sich in der Pfarr- und Wallfahrtsseelsorge und erteilen Religionsunterricht. Sie wohnen zunächst im katholischen Pfarrhaus, der früheren Sommerabtei des Klosters. Längerfristig plant der Orden den Bau eines neuen Klostergebäudes außerhalb der historischen Anlage. Ursprünglich war geplant, dass sie das frühere Kanzleigebäude der Klosterareals beziehen.

Erzbischof Koch sagte, die Präsenz der Mönche in der Kirche und auf dem Klosterplatz werde ein großes Hoffnungszeichen sein. Er äußerte die Hoffnung, "dass die Mönche einmal auch das Kloster wiederbeleben werden".

Ort voll Glaube, Liebe und Hoffnung

Der Abt Maximilian Heim erklärte: "Wir wollen hier einen neuen Anlauf- und Anziehungspunkt begründen, wo Glaube, Liebe und Hoffnung gelebt werden und die Menschen Gemeinschaft erfahren können". Zugleich räumte er ein, er sei anfangs "sehr zurückhaltend" gewesen angesichts der Eigentumsverhältnisse und struktureller Ungewissheiten: "Ich war nicht unbedingt überzeugt, dass das gelingen kann. Aber jetzt habe ich ein kindliches Vertrauen, dass es hier gut werden wird."

Pater Simeon Wester, der als Prior die Neuzeller Klosterfiliale leitet, erklärte zur Begründung: "Unsere einjährige Probezeit hier vor Ort hat uns auch Grenzen des Projekts aufgezeigt. Dazu gehört, dass wir als Ordensgemeinschaft ein Leben in Stille brauchen, um uns entfalten zu können, und hier auf dem Gelände viele Akteure sind." Auch deshalb sei ein Neubau sinnvoll. Zugleich ermögliche der rege Tourismus auf der Klosteranlage den Mönchen viele gute Begegnungen.

"Glücksfall" für das Land Brandenburg

Ministerin Münch würdigte die Gründung als "Ereignis von kirchengeschichtlicher Bedeutung". Es sei ein "Glücksfall" für das Land Brandenburg, das damit einen Teil seiner historisch-kulturellen Identität zurückgewinne. In der Geschichte des Landes seien die Zisterzienser "Leuchttürme des Geistes und Spiritualität" gewesen. In einer Region mit mehrheitlich nicht religiös gebundener Bevölkerung könne Neuzelle nun ein "Ort des Austauschs über unterschiedliche Weltanschauungen" werden.

Bischof Markus Dröge sagte, durch die Mönche erhalte die Kirche in Brandenburg einen "neuen, hellen, freundlichen und tiefgründigen Farbtupfer". Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz betonte: "Wir können nun hier in ökumenischer Gemeinschaft zeigen, dass gelebter christlicher Glaube ganz unterschiedlich sein kann und doch aus einem Geist erwächst."

Grußwort vom Geschäftsführer des Bonifatiuswerkes

Der Geschäftsführer des Bonifatiuswerks der Katholiken, Martin Guntermann, sprach von einem "starken geistlichen und ermutigenden Zeichen". In Neuzelle sei mit den Mönchen ein geistlicher Aufbruch zu spüren, "der weit über die Region Strahlkraft entfalten wird". Es sei für das Christentum in Minderheitenlage besonders wichtig, ein konkretes Gesicht zu haben. Dazu trügen die Zisterzienser in Neuzelle nun bei. Das Bonifatiuswerk, das katholische Einrichtungen in Minderheitenlage unterstützt, werde das Kloster weiterhin fördern.

Neuzelle ist eine der wenigen vollständig erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen Europas. Sie hat jährlich rund 120.000 Besucher. In die Sanierung der barock geprägten Anlage flossen seit Beginn der 1990er Jahre rund 52 Millionen Euro.

(KNA/nd)