PRESSEMITTEILUNG VOM 04.07.2025:

"Klöster als Orte der Stille und der Einkehr sind Ankerpunkte für das Leben"

Paderborner Erzbischof Bentz und Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Austen auf Reise durch Norwegen

Die Situation der Kirche in Norwegen noch besser verstehen, Kontakt halten zu den Menschen in der Diaspora, die Beziehung zur lutherischen Kirche pflegen – um all das drehte sich eine fünftägige Projekt- und Pastoralreise, von der Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und Bonifatiuswerk-Generalsekretär Georg Austen am Freitag zurückgekehrt sind. Für Erzbischof Bentz, Schirmherr des Bonifatiuswerkes, war es der erste intensive Austausch mit der Kirche in Norwegen.

Auf der Agenda standen Besuche mehrerer Förderprojekte des Bonifatiuswerkes. "Wir haben unglaublich viel Wertschätzung und viel Dankbarkeit erfahren", sagte Monsignore Austen. Seit 1974 unterstützt das Bonifatiuswerk die norwegische Diaspora-Kirche finanziell. Wie gut nicht nur die materielle Hilfe ankommt, davon konnten sich Erzbischof Bentz und Monsignore Austen bei einem Treffen in Bergen mit Teilnehmern des Freiwilligenprogramms "Praktikum im Norden" überzeugen. Austen: "Es hat uns sehr gefreut, dass wir überaus positive Rückmeldung zu unserem Praktikanten-Programm erfahren haben." Die Freiwilligen, die mehrere Monate von Paderborn aus in ein skandinavisches Land ihrer Wahl entsendet werden, leisten vor Ort in den Gemeinden wichtige Arbeit, für die in den Diaspora-Regionen die personellen Kapazitäten und die finanziellen Mittel fehlen.

Das Miteinander in der Ökumene weiterzuentwickeln, stand im Fokus eines Treffens mit der lutherischen Bischöfin Ragnhild Jepsen, die seit 2023 Bischöfin des Bistums Bjørgvin ist. Erzbischof Bentz und Monsignore Austen wurden mit offenen Armen empfangen. Bischöfin Jepsen: "Es ist hier bei uns ganz selbstverständlich, dass wir Glaubensgeschwister der christlichen Kirchen gemeinsam die Hoffnungsbotschaft in unsere plurale und säkulare Welt Norwegens tragen und uns gegenseitig ermutigen und stärken."

Die katholische Kirche in Norwegen ist jung und vital – und sie wächst. Allein im Bistum Oslo stieg die Zahl der Mitglieder binnen zehn Jahren um mehr als 100 Prozent auf gut 147.000. Hauptgrund ist die Einwanderung von Katholiken aus anderen Ländern. Mehr als 120 Nationen sind in der Gemeinschaft der katholischen Kirche in Norwegen vereint. Welche Chancen, aber auch welche Herausforderungen damit für die pastorale Arbeit verbunden sind, erklärte Bischof Erik Varden bei einer Zusammenkunft in der Prälatur Trondheim. Varden, Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz (NBK), beschrieb die Integration der eingewanderten Katholiken als eine Aufgabe, die die Kirche in seinem Heimatland auf Dauer begleiten werde.

Monsignore Austen: "Das Beeindruckende ist hier, dass Christen unterschiedlicher Nationen durch die Kirche eine Beheimatung erfahren. Aber es ist wichtig, eine Willkommenskultur in den Gemeinden zu schaffen, sei es in Gottesdiensten oder auch beim berühmten Kirchen-Kaffee." Letzterer wird in Norwegen augenzwinkernd "das achte Sakrament" genannt. Erzbischof Bentz und Monsignore Austen erneuerten im Gespräch mit Bischof Varden ihre Einladung an die NBK: So wird Paderborn im September 2026 Gastgeber für die Herbst-Vollversammlung der Nordischen Bischofskonferenz sein. 

Der Dom St. Olav in Trondheim, der mit Unterstützung des Bonifatiuswerkes neugebaut und 2016 eingeweiht wurde, stand ebenso auf dem Besuchsprogramm wie das Zisterzienserkloster Munkeby und die Kapelle in Stiklestad, wo der heilige Olav am 29. Juli 1030 in einer Schlacht starb. Die Kapelle wird aktuell mit finanzieller Unterstützung durch das Bonifatiuswerk restauriert. Stiklestad spielt bei den Feierlichkeiten zum 1.000 Todestag des Heiligen im Jahr 2030 eine wichtige Rolle. In Levanger sprachen Erzbischof Bentz und Monsignore Austen über die Idee, das Gemeindezentrum der Pfarrei Torfinn zu erweitern und ein Beginenhaus anzugliedern. Beginenhäuser sind Wohnprojekte, die sich an der Lebensform der mittelalterlichen Beginen orientieren. Diese Frauen wählen ein Leben außerhalb von Ehe und Kloster, oft in Gemeinschaften, und verdienten ihren Lebensunterhalt selbst. 

Die Pfarrei Torfinn mit Sitz in Levanger steht beispielhaft für die Herausforderungen, die sich aufgrund großer Distanzen in dem weitläufigen Norwegen ergeben. Stundelange Autofahrten sind in der pastoralen Arbeit keine Seltenheit. Das Gebiet der Pfarrei ist flächenmäßig so groß wie das Erzbistum Paderborn und das Bistum Mainz zusammen. In Mainz hat Paderborns Erzbischof Bentz zuvor als Weihbischof gewirkt. Erzbischof Bentz ist zugleich Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Diaspora-Kommissariat der deutschen Bischöfe. Dieses unterstützt die nordeuropäischen Bistümer in Form von Gehaltshilfen für Priester und Diakone, Bauhilfen und Verkehrshilfen. Als Akt der Solidarität spenden Priester in Deutschland für diese Hilfe monatlich ein Prozent ihres Gehaltes. Weitergeleitet werden die Gelder über das Bonifatiuswerk.

Auch wenn der Anteil der Katholiken in Norwegen nur 3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung beträgt – Monsignore Austen erlebt die Kirche in dem skandinavischen Land als sehr lebendig: "Wir dürfen nicht nur auf die Zahlen gucken. Gemeinsam mit unseren Glaubensbrüdern und -schwestern wollen wir uns vielmehr der Frage widmen, wie Christen in einer Minderheit in die Gesellschaft hineinwirken können."

Erzbischof Bentz zog ein positives Fazit: "Die leitende Frage unserer Gespräche war: Was braucht es, um in einer säkularen Diaspora den Glauben gut leben zu können? Orte und Gelegenheiten der Begegnung sind für die Menschen ganz wichtig." Das Bonifatiuswerk und das Erzbistum Paderborn seien dabei sehr engagiert. Beeindruckend fand der Paderborner Erzbischof, wie selbstverständlich für die katholischen Christinnen und Christen der Austausch über die eigene Gotteserfahrung sei, wie wichtig die Feier der Sakramente. "Und das Glaubenszeugnis der Ordensleute mit ihren Klöstern als Orte der Stille und der Möglichkeit zur Einkehr sind Ankerpunkte für das Leben der Katholikinnen und Katholiken hier im Norden. Sie sind in einer Minderheit, die aber wächst und die Kultur der Gesellschaft mitgestaltet", so Erzbischof Bentz. Diese Tage der Begegnung hätten gezeigt: "Kirche ist lebendig, wenn sie sich darauf konzentriert, eine Erzählgemeinschaft der Hoffnung zu sein."

(Text: Hartmut Salzmann)

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Stiklestad – der Ort, an dem der Heilige Olav starb – zählte zu den Stationen der Norwegen-Reise von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz (5. v.l.) und Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen (3.v.l.). Mit im Bild: Bischof Erik Varden (Trodheim, 4. v.l.), Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz, Vertreter der Gemeinde St. Torfinn und des Erzbistums Paderborn. Foto: EWTN Norwegen9,29 MBDownload
Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen (li.) und Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz vor einem Pilgerstein am St. Olaf Pilgerweg. Foto: Matthias Micheel5,11 MBDownload

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