GLAUBE ZWISCHEN FEUER UND EIS

Eine neue Kirche für Selfoss

Pastor Denis O-Leary präsentiert die Pläne für den Neubau von Kirche und Gemeindezentrum. (Foto: Theresa Meier)
Pastor Denis O-Leary präsentiert die Pläne für den Neubau von Kirche und Gemeindezentrum. (Foto: Theresa Meier)

Wenn Ragnar eine Messe seiner katholischen Gemeinde besuchen will, muss er weite Wege auf sich nehmen. 50 Kilometer und mehr sind keine Seltenheit. Der gläubige Katholik kennt es nicht anders. Er ist heute 58 Jahre alt und auf Island geboren. Sein ganzes Leben war es so. Bis auf wenige Jahre hat er die meiste Zeit auf der eisigen Insel im Nordatlantik verbracht. "Früher war es noch schlimmer", berichtet er. "Einige Jahre lang mussten wir mit unserer Gemeinde ein echtes Nomadenleben 
führen. Wir hatten keine feste Räumlichkeit, um die Messe zu feiern. Von Gottesdienst zu Gottesdienst wanderte unsere Kirche an einen anderen 
Ort.“

Manche Gemeindemitglieder fanden dann nach langer Fahrt durch die nordische Winternacht nicht einmal das richtige Gebäude, in dem die Messe stattfinden sollte. Die 
Gemeinde hat daraufhin vor einigen Jahren einen behelfsmäßigen, mittlerweile zu kleinen Wohnraum angemietet, in dem die Gläubigen regelmäßig zum Gottesdienst zusammenkommen können, auch wenn das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand und die Miete ein hoher Kostenfaktor sind.

Doch selbst das ist unter den gegenwärtigen Umständen für die katholischen Christen auf Dauer nicht haltbar. Die Mieten steigen und das katholische Bistum in Island ist arm. Ihr Glaube hier mitten in der Diaspora ist keine Staatsreligion. 77% der Bevölkerung gehören der lutherischen Staatskirche an. Für ihre Infrastruktur erhalten die Lutheraner finanzielle Unterstützung vom Staat. Aufgrund ihrer geringen Mitgliederzahl bekommt die katholische Gemeinde nur einen verschwindend geringen Bruchteil davon und muss zu dessen Auszahlung zudem noch schwierige bürokratische Hürden überwinden.

Für unsere wachsende Kirche brauchen wir einen Ort, an dem sie ihren Glauben entsprechend leben kann.

Pastor Denis O'Leary

Absturz ins Wirtschaftschaos

Die Gemeindemitglieder können auch nur sehr begrenzt helfen. Island war bis vor wenigen Jahren ein reiches Land. Doch durch die Wirtschafts- und Bankenkrise im Jahr 2008 sind die Probleme mit einem großen Paukenschlag auf die Insel im Nordatlantik zurückgekehrt. Der aus Irland stammende Pastor Denis O´Leary, der der Gemeinde St. Mary in Breidholt vorsteht, die die Hauptstadt Reykjavik und den Süden des Landes umfasst, sieht für die Zukunft nur eine tragfähige Möglichkeit: „Wir müssen möglichst schnell eine eigene Kirche mit einem Gemeindezentrum in Selfoss bauen. Doch das haben wir schon vor einigen Jahren erkannt.“ Trotz langer Vorplanungen verhinderten auch fehlende finanzielle Mittel lange Zeit den Baubeginn.

Nur dank Spenden konnte im April 2023 endlich der Grundstein gelegt werden, der Traum von der eigenen Kirche lebt. Um das Vorhaben komplett zu realisieren, sind allerdings weitere Anstrengungen notwendig. Das Bonifatiuswerk und das Diaspora-Kommissariat fördern den Kirchenneubau, um den Gläubigen Geborgenheit in der wilden Natur der isländischen Diaspora zu ermöglichen. Damit es mit dem Bau weitergehen kann, benötigen wir Ihre erneute Unterstützung. 

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Impressionen aus Island

Diaspora extrem

Auf Island gehören nur rund 15.000 Menschen der katholischen Kirche an. Das sind 3,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Gerade einmal fünf Kirchengemeinden gibt es hier. Jede einzelne von ihnen ist so groß wie ein mittleres deutsches Bistum. 18 Priester kümmern sich vor Ort derzeit aufopferungsvoll um die Seelsorge. So waren die Verhältnisse nicht immer.

So waren die Verhältnisse nicht immer. Island wurde schon vor rund tausend Jahren christianisiert. In den folgenden Jahrhunderten wuchs die katholische Kirche dort auf zwei Bistümer mit über 200 Pfarreien an. Doch in der Reformation wurde der katholische Glaube Mitte des 16. Jahrhunderts auf Island auf Druck Dänemarks verboten. Erst im Jahre 1874 wurde dort wieder die Religionsfreiheit eingeführt und ein zartes Pflänzchen des katholischen Glaubens wuchs langsam. Die Mehrheit der Katholiken auf Island stammt heute aus dem Ausland. Es ist eine junge Migrantenkirche, die den Glauben auf der Insel in guter ökumenischer Verbundenheit lebt.

 

Kirchliches Leben im isländischen Selfoss

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