ZUR PERSON

Generalsekretär Msgr. Georg Austen

Generalsekretär Monsignore Georg Austen

INTERVIEW ZUR ERSTKOMMUNION 2023

"Ein Segen für den Lebensweg"

Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, spricht über die Bedeutung der Erstkommunion, was er den Kindern zu ihrem besonderen Tag wünscht und welche Projekte mit den Gaben der Kommunionkinder gefördert werden.


Das diesjährige Leitwort zur Erstkommunionaktion des Bonifatiuswerkes heißt "Weites Herz – offene Augen". Was bedeutet das?

Monsignore Austen: "Das Leitwort verweist auf die Begegnung des blinden Bettlers Bartimäus mit Jesus im Markusevangelium. Ein weites Herz und offene Augen – das hatte Bartimäus. Durch seine Krankheit lebte er quasi im Dunkeln. Doch was um ihn herum geschah, wusste Bartimäus ganz genau. Alles, was er über Jesus gehört hatte, berührte sein Herz, seine persönliche Existenz. Auch von den Leuten, die ihn zum Schweigen bringen wollten, ließ er sich nicht einschüchtern. Bartimäus‘ Herz war weit für die Begegnung mit Jesus – so weit, dass ihm schließlich die Augen geöffnet wurden, ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein (Augen-)Licht aufging. Menschen wie ihn braucht es heute mehr denn je. Menschen, die trotz aller Dunkelheiten, Unsicherheiten und Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft ein weites Herz haben und durch ihr Gebet und ihr Handeln Licht in die an vielen Ecken brennende Welt bringen. Die Erstkommunionkinder sollen erfahren, dass sie genau wie Bartimäus persönlich von Gott angenommen und in der Glaubensgemeinschaft willkommen sind. Eine Erfahrung, die sie prägt und stärkt."

Traditionell geben Kinder und Eltern zur Erstkommunion eine Spende, die das Bonifatiuswerk erhält. Wohin fließt das Geld?

Austen: "Die Kommunionkinder unterstützen mit ihrer Spende die Kinderhilfe des Bonifatiuswerkes und teilen die Freude am eigenen großen Tag dadurch mit weniger privilegierten Kindern. Ihre Spende ermöglicht Kindern und Jugendlichen in der Diaspora auf vielfältige Weise eine Begegnung im Glauben und konkret erfahrbare Hilfe im karitativen und sozialen Bereich. Diese wertvolle Haltung der Solidarität aus dem Glauben heraus ist auch ein Lernprozess, der für das Leben wertvoll bleibt. Für die Unterstützung sind wir sehr dankbar."

Welche Projekte werden mit den Gaben der Kommunionkinder konkret unterstützt

Austen: "Unterstützt werden ambulante Kinderhospizdienste, Kinderdörfer, Wohngruppen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen sowie Jugendsozialeinrichtungen. Auch Gemeinschaft und Glaubensbildung während Religiöser Kinderwochen oder in katholischen Kindertagesstätten werden gefördert. Eine verlässliche Hilfe für die Gemeinschaften und Einrichtungen. Beispielhaft für die vielen Projekte steht in diesem Jahr die Don-Bosco-Wohngruppe in Limbach-Oberfrohna bei Chemnitz in Sachsen. Dort leben Kinder und Jugendliche, die nicht bei ihren Familien sein können, beispielsweise weil ihre Eltern gewalttätig gewesen sind. Die Mitarbeiter der Wohngruppe geben diesen Kindern einen sicheren Ort zum Leben – ein Zuhause. Diese Arbeit ist ein Segen für den weiteren Lebensweg der jungen Menschen und jede Unterstützung wert. Ebenso ist sie ein Ort gelebter Nächstenliebe."

Wenn Sie auf Ihre erste heilige Kommunion zurückblicken, wie haben Sie diese erlebt?

Austen: "Meine Vorbereitung hat bis auf das Üben in der Kirche und die Erstbeichte hauptsächlich in der Schule durch den Pastor und unsere Lehrerin stattgefunden. Nach Gottesdienst und Andacht in der Kirche wurde zu Hause im Familienkreis gefeiert. Es war für mich ein beeindruckendes Fest des Glaubens, bei dem wir neben der Freude darüber auch ein wenig stolz waren, dabei zu sein. Wir waren an diesem Fest wichtig. Es ging um uns. Natürlich haben wir uns auch über die Geschenke gefreut, aber im Grundsatz war die Erstkommunion früher deutlich frommer geprägt als heute. Schön finde ich, wenn die Gemeinden ehemalige Kommunionkinder nach 25 oder 50 Jahren wieder einladen. Bei solchen Treffen merkt man oft, dass die Kommunionfeier als Ereignis des Glaubens oft unausgesprochen über Jahrzehnte nachwirkt und ein Verbindungsfaden besteht."

Was geben Sie den Erstkommunionkindern mit auf den Weg?

Austen: "Ich wünsche den Erstkommunionkindern, dass sie durch die Vorbereitung und Erstkommunionfeier die Glaubensgemeinschaft unserer Kirche positiv erleben. Eine Erfahrung, die über diesen Tag hinaus wirkt. Ebenso, dass das Vertrauen auf die Botschaft Jesu genau wie bei Bartimäus in ihnen wächst mit der Zuversicht, dass Gott sie trägt und sie freundschaftlich durch das Leben begleitet. Ich wünsche den Erstkommunionkindern und ihren Familien, Paten, Angehörigen und Freunden auch ein wunderschönes Fest, das nicht einfach nur in guter Erinnerung bleibt, sondern ihnen ein weites Herz und offene Augen für die frohe Botschaft unseres christlichen Glaubens schenkt."

Das Interview führte Marius Thöne.

Interview zur Erstkommunion 2023

Predigt Radiogottesdienst aus Wechselburg 2023

Radiointerview zur DIASPORA-AKTION 2022

Interview zur Diaspora-Aktion 2022

Interview zur Firmung 2022

 

ZUR VITA

Werdegang von Msgr. Georg Austen

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Georg Austen wuchs in Brenken, einem Ortsteil der ostwestfälischen Stadt Büren, auf. Nach seinem Abitur im Jahr 1978 am Mauritius Gymnasium in Büren studierte er Katholische Theologie in Paderborn und München. Anschließend absolvierte er in den Jahren 1985 und 1986 sein Diakonat in der Gemeinde St. Johannes Baptist und in der Justizvollzugsanstalt in Herford. Am 16. Mai 1986 empfing er in Paderborn das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend war er als Vikar in der Pfarrei St. Marien in Fröndenberg, als Pfarradministrator in der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in Siddinghausen und in der Kirchengemeinde St. Michael in Weine eingesetzt.

Zudem war er Diözesanpräses der Katholischen Landjugendbewegung und von 1996 bis 2002 Diözesanseelsorger des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Paderborn sowie Studentenpfarrer und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde in Paderborn.

Als Sekretär des XX. Weltjugendtages der Deutschen Bischofskonferenz in Köln war Austen in den Jahren 2002 bis Juli 2006 maßgeblich an der Vorbereitung des katholischen Großereignisses im Jahr 2005 beteiligt. Er verantwortete die pastorale Vor- und Nachbereitung des Weltjugendtages, die Tage der Begegnung mit dem Tag des sozialen Engagements in allen deutschen (Erz-)Bistümern, das Kultur- und Jugendfestival beim Weltjugendtag in Köln sowie den Pilgerweg des Weltjugendtagskreuzes durch Europa und Deutschland.

Im Anschluss an den XX. Weltjugendtag verbrachte Austen für persönliche Fortbildungen einige Monate in New York City und in Schweden. Nach seiner Rückkehr wurde er im selben Jahr Geschäftsführer der Steuerungsgruppe "Perspektive 2014" im Erzbistum Paderborn.

Seit März 2008 ist Georg Austen Generalsekretär und Hauptgeschäftsführer des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken sowie Geschäftsführer des Diaspora-Kommissariates der deutschen Bischöfe/Diasporahilfe der Priester. Seine zweite Amtszeit begann am 1. März 2014. Im Jahr 2019 wurde Austen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Die dritte Amtszeit begann am 1. März 2020. 

Im Mai 2008 ernannte Papst Papst Benedikt XVI. Austen zum päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) und berief ihn im Dezember 2011 ins Konsultoren-Kollegium des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung. Austen ist Berater in der Unterkommission für Missionsfragen der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Mitglied in der Konferenz Weltkirche sowie im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Austen engagiert sich für den Dialog und die solidarische Zusammenarbeit in der Weltkirche sowie für Randgruppen, beispielsweise in der Gefängnisarbeit, und setzt sich für junge Menschen ein. Hierfür gründete er 2011 die „Georg Austen Stiftung Solidarität“ mit der Zielsetzung Werte zu vermitteln, den Glauben zu entdecken und die Persönlichkeit zu fördern. Durch entsprechende Projektförderung soll Kindern und Jugendlichen geholfen werden, ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken, Lebenskrisen zu überwinden, den Sinn für solidarisches Handeln zu fördern und nicht zuletzt, eine Orientierung und Zuversicht aus dem christlichen Glauben zu erfahren.

Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ernannte Papst Franziskus am 10. Februar 2016 Austen zum "Missionar der Barmherzigkeit".

Austen ist es ein wichtiges Anliegen – in Kooperation mit nationalen und internationalen Künstlern und Veranstaltern von Großereignissen – Berührungspunkte mit Themen der Kunst, der Kultur und der Kirche zu schaffen, um so auch einen Dialog mit Andersdenkenden und -glaubenden anzuregen. So konnten bereits bundesweite Konzertreihen, Benefizveranstaltungen, Buchprojekte und Kunstausstellungen organisiert werden. Die Erlöse kommen sozial-caritativen Projekten zugute. In den Jahren 2017 und 2018 konnten zwei Kunstausstellungen unter dem Titel "Udos 10 Gebote" mit Bildern des Sängers Udo Lindenberg in der Gaukirche in Paderborn und in der Überwasserkirche in Münster realisiert werden. In Kooperation mit Michael Patrick Kelly kam es zu zwei Konzertreihen ("Agape-Tour" im Jahr 2012 und "Ruah-Tour" im Jahr 2016) durch mehrere Kirchen und Dome im deutschsprachigen Raum. Außerdem gab es im Jahr 2022 eine gemeinsame Ausstellung vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken und Michael Patrick Kelly in der Paderborner Gaukirche. Gezeigt wurden die Friedensglocke #Peacebell, die Kelly aus Kriegsschrott geschmiedet hat sowie Fotografien und gemalte Bilder. Im Zuge der Nikolausaktion des Bonifatiuswerkes unter dem Titel "Weihnachtsmannfreien Zone" gibt es seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der Sängerin Maite Kelly. Zu weiteren Kooperationen kam es unter anderem mit der Sängerin Kathy Kelly, dem Tenor Juan del Bosco und der Gospelsängerin Carla A. Harris aus New York, der Sängerin Judy Bailey, der Straßenmusikerin Simone Oberstein und der Rügener Künstlerin Sylvia Vandermeer.

Im April 2023 berief ihn Papst Franziskus als Konsultor (Berater) in das neugegründete Dikasterium für die Evangelisierung in der römischen Kurie, wo Georg Austen in der Abteilung für Grundfragen der Evangelisierung in der Welt tätig werden soll.

 

KURZ NACHGEFRAGT

bei Monsignore Georg Austen

Als Generalsekretär des Bonifatiuswerkes ist es mein Anliegen …

… gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu beizutragen, Gott in der Welt einen Ort zu sichern und dem Glauben an ihn Räume zu öffnen. Denn: Keiner soll alleine glauben.
 

Unter "Diaspora" verstehe ich …

… eine Kirche von innen für draußen, eine Kirche die alle Christinnen und Christen – egal wo – in den Blick nimmt, damit sie auskunfts- und dialogfähig gegenüber Andersdenkenden und –glaubenden sind.
 

Missionare des 21. Jahrhunderts – das sind für mich …

… Menschen, die aus dem christlichen Geist heraus heraus die Welt aktiv mitgestalten und für ihre Überzeugungen einstehen, aber auch Grenzgänger und Wegbereiter sind.
 

Wenn ich an die Kirche von morgen denke, dann …

… hoffe ich, dass bei allen Veränderungen und Strukturfragen immer die Pastoral und die Sorge um die Menschen im Vordergrund stehen und damit die Botschaft Jesu als „Frohe Botschaft“ erfahren wird. Eine Kirche die als Weltkirche denkt und sich für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Menschenwürde wie für den Frieden einsetzt.
 

Meine liebste Bibelstelle lautet…
 

… „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3,17).
 

Eigenschaften, die ich besonders schätze, sind…
 

…Verlässlichkeit und Ehrlichkeit.
 

Sprachlos machen mich…

… Kleingläubigkeit, Unflexibilität und Situationen, die erdrückend und belastend für Menschen sind und die auf den ersten Blick nicht verändert werden können.
 

Ich könnte nicht leben ohne…

… Beziehungen zu lieben Menschen und ohne eine Orientierung aus dem Glauben für mein Leben.