ZUR PERSON

Generalsekretär Msgr. Georg Austen

Generalsekretär Monsignore Georg Austen (Foto: Hartmut Salzmann)
Generalsekretär Monsignore Georg Austen (Foto: Hartmut Salzmann)

INTERVIEW ZUR ERSTKOMMUNION-AKTION 2025: "Kommt her und esst!" 

"Hier zeigt sich die Begegnung zwischen Gott und Mensch"

Der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Georg Austen, spricht im Interview über den Umgang mit dem Scheitern, die Vorbereitung auf die Erstkommunion sowie die diesjährige Erstkommunionaktion des Bonifatiuswerkes.


Das diesjährige Leitwort zur Erstkommunionaktion des Bonifatiuswerkes heißt: „Kommt her und esst!“. Was sagt die Einladung Jesu für die Erstkommunionkinder aus?

Monsignore Austen: "Diese Worte Jesu sind eine Einladung an seine Jünger, sich als (Mahl-)Gemeinschaft zu erleben. Das Angebot richtete sich nicht nur damals an die Jünger, sondern ist für uns das Fundament jeder Eucharistiefeier. Das gemeinsame Mahl ist für uns Christen weit mehr als eine bloße Nahrungsaufnahme. Vor allem in der Eucharistiefeier wird deutlich, dass sich hier Begegnung zwischen Gott und Mensch zeigt. „Kommt her und esst!“ als Leitwort der Erstkommunionaktion sagt aus, dass die Kinder eingeladen sind, Gott in besonderer Art und Weise zu begegnen, wenn Jesus in den Gaben von Brot und Wein mitten unter uns ist. Es sagt aus, dass Jesus Christus sie auf den Wegen ihres Lebens, bei Erfolgen und Misserfolgen, begleitet. Erstkommunionkinder bejahen, dass sie Teil der Gemeinschaft sein wollen und werden mit dem Empfang der Erstkommunion in intensiverer Weise Teil der Gemeinde. "

Im Mottolied „Kommt her und esst!“ zur Erstkommunionaktion singt man „Leider bleibt an manchen Tagen ein ganz großer Fang wohl aus. Doch es nützt kein Jammerklagen, kommt und werft die Netze aus.“. Übertragen in den seelsorglichen Alltag unserer Gemeinden und im persönlichen Leben: Was bedeutet das für den Umgang mit Erfahrungen des Scheiterns?

Austen: "Für den Alltag in unseren Gemeinden und unser persönliches Leben heißt das: Nicht entmutigen lassen, wenn ein Vorhaben nicht gelingt. Bei Misserfolgen ist man geneigt, den Kopf in den Sand zu stecken, sich klein zu reden, sich die Schuld zu geben. Das macht die Situation aber nicht besser. Jesus ermuntert uns, nicht aufzugeben. Er ermutigt uns, andere oder neue Wege zu begehen, um zu einem gelingenden Leben zu kommen. Wir haben die Zusage: Er ist an unserer Seite und lässt uns nicht im Stich. Und das nicht nur im Gemeinde-Kontext, wenn wir im Sonntagsgottesdienst nur eine kleine Gemeinschaft erleben. Vielleicht sehen wir uns dann als eine Art der Stellvertretung im Gebet füreinander – auch für die Menschen, die nicht kommen können oder wollen. Gerade in der Eucharistiefeier sind wir als Weltkirche, überall auf dem Globus, tiefer verbunden. Das ist doch ein tolles Geschenk. Auch im Privaten oder Beruflichem, wenn es mal nicht glatt läuft, können wir auf den Beistand Jesu vertrauen. In ihm können wir die Kraft finden, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen.

Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in der Erstkommunionvorbereitung für die Pastoral?

Austen: "Die Vorbereitung auf die Erstkommunion ist für viele Kinder die erste intensive Begegnung mit den Inhalten unseres Glaubens sowie der Kirchengemeinde vor Ort. Die Erstkommunionvorbereitung lässt Kinder den Glauben auf kindgerechte Art und Weise erleben; sie bietet die Möglichkeit, die Erzählungen der Bibel in einem passenden Rahmen einzuordnen und legt so auch den Grundstein für einen zukunftsfähigen Glauben. Dass viele Kinder mit der Erstkommunionvorbereitung auf diese Weise mit der Kirche in Berührung kommen, ist aber auch eine große Herausforderung: Da die Inhalte des Glaubens, die noch vor Jahren fast wie selbstverständlich vorausgesetzt werden konnten, nicht mehr allen bekannt sind, müssen wir heute neue und andere Formen der Glaubensbildung in neuen katechetischen Wegen angehen. Auch die Lebenskontexte der Kinder sind einzubeziehen; Familien, Eltern, Alleinerziehende, Paten oder Geschwister. Vor allem muss geschaut werden, welche Anknüpfungspunkte es für die Kinder nach dem Fest der Erstkommunion gibt."

Was wünschen Sie den Erstkommunionkindern jetzt und für ihren zukünftigen Lebensweg?

Austen: "Ich wünsche den Erstkommunionkindern, dass sie die Erfahrung von tragenden und verlässlichen Beziehungen machen. Ich wünsche ihnen, dass sie das Evangelium als frohe Botschaft und Orientierung für ihr Leben entdecken und sich willkommen wissen in der Glaubensgemeinschaft. "

Seit mehr als 100 Jahren sammeln die Erstkommunionkinder mit dem Leitwort: „Mithelfen durch Teilen“ für Projekte in der Diaspora. Was bewirken diese Gaben?

Austen: "Auch dank der großartigen Solidarität der Erstkommunionkinder können wir in diesem Jahr mit mehr als 1,6 Millionen Euro zahlreiche Projekte der Kinder- und Jugendhilfe unterstützen. Das Bonifatiuswerk fördert zum Beispiel ambulante Kinderhospizdienste, Kinderdörfer, Wohngruppen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung sowie Jugendsozialeinrichtungen. Unterstützt werden auch Gemeinschaft und Glaubensbildung während Religiöser Kinderwochen oder in katholischen Kitas. Der Glaube kann hier Hand und Fuß bekommen, wird also praktisch erfahrbar, und kann junge Menschen in ihrer Persönlichkeit für den eigenen Lebensweg stärken."

Was ist das diesjährige Beispielprojekt?

Austen: "In diesem Jahr steht das „magda“ – ein Caritas-Jugendzentrum in Berlin – beispielhaft für die Projekte, die die Kinder- und Jugendhilfe des Bonifatiuswerkes unterstützt. Das „magda“ ist eine offene Freizeiteinrichtung. Dort kochen Jugendliche zwischen 12 und 27 Jahren nach dem Motto "Gemeinschaft statt Glotze" nach der Schule gemeinsam eine warme Mahlzeit. Das Kochprojekt ist ein Angebot für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Berlin-Lichtenberg, wo ein Drittel der dort lebenden Familien auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist. Die Mitarbeiter haben zudem immer ein offenes Ohr für die jungen Menschen. Das „magda“ leistet somit wichtige karitative Arbeit in Lichtenberg.

Das Interview führte Simon Helmers.

weitere Interviews:

Interview zur Diaspora-Aktion 2024

Interview zur FIRMAKTION 2024

Interview zur Erstkommunion 2024

 

ZUR VITA

Werdegang von Msgr. Georg Austen

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Georg Austen wuchs in Brenken, einem Ortsteil der ostwestfälischen Stadt Büren, auf. Nach seinem Abitur im Jahr 1978 am Mauritius Gymnasium in Büren studierte er Katholische Theologie in Paderborn und München. Anschließend absolvierte er in den Jahren 1985 und 1986 sein Diakonat in der Gemeinde St. Johannes Baptist und in der Justizvollzugsanstalt in Herford. Am 16. Mai 1986 empfing er in Paderborn das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend war er als Vikar in der Pfarrei St. Marien in Fröndenberg, als Pfarradministrator in der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in Siddinghausen und in der Kirchengemeinde St. Michael in Weine eingesetzt.

Zudem war er Diözesanpräses der Katholischen Landjugendbewegung und von 1996 bis 2002 Diözesanseelsorger des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Paderborn sowie Studentenpfarrer und Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde in Paderborn.

Als Sekretär des XX. Weltjugendtages der Deutschen Bischofskonferenz in Köln war Austen in den Jahren 2002 bis Juli 2006 maßgeblich an der Vorbereitung des katholischen Großereignisses im Jahr 2005 beteiligt. Er verantwortete die pastorale Vor- und Nachbereitung des Weltjugendtages, die Tage der Begegnung mit dem Tag des sozialen Engagements in allen deutschen (Erz-)Bistümern, das Kultur- und Jugendfestival beim Weltjugendtag in Köln sowie den Pilgerweg des Weltjugendtagskreuzes durch Europa und Deutschland.

Im Anschluss an den XX. Weltjugendtag verbrachte Austen für persönliche Fortbildungen einige Monate in New York City und in Schweden. Nach seiner Rückkehr wurde er im selben Jahr Geschäftsführer der Steuerungsgruppe "Perspektive 2014" im Erzbistum Paderborn.

Seit März 2008 ist Georg Austen Generalsekretär und Hauptgeschäftsführer des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken sowie Geschäftsführer des Diaspora-Kommissariates der deutschen Bischöfe/Diasporahilfe der Priester. Seine zweite Amtszeit begann am 1. März 2014. Im Jahr 2019 wurde Austen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Die dritte Amtszeit begann am 1. März 2020. 

Im Mai 2008 ernannte Papst Papst Benedikt XVI. Austen zum päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) und berief ihn im Dezember 2011 ins Konsultoren-Kollegium des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung. Austen ist Berater in der Unterkommission für Missionsfragen der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Mitglied in der Konferenz Weltkirche sowie im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Austen engagiert sich für den Dialog und die solidarische Zusammenarbeit in der Weltkirche sowie für Randgruppen, beispielsweise in der Gefängnisarbeit, und setzt sich für junge Menschen ein. Hierfür gründete er 2011 die „Georg Austen Stiftung Solidarität“ mit der Zielsetzung Werte zu vermitteln, den Glauben zu entdecken und die Persönlichkeit zu fördern. Durch entsprechende Projektförderung soll Kindern und Jugendlichen geholfen werden, ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken, Lebenskrisen zu überwinden, den Sinn für solidarisches Handeln zu fördern und nicht zuletzt, eine Orientierung und Zuversicht aus dem christlichen Glauben zu erfahren.

Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ernannte Papst Franziskus am 10. Februar 2016 Austen zum "Missionar der Barmherzigkeit".

Austen ist es ein wichtiges Anliegen – in Kooperation mit nationalen und internationalen Künstlern und Veranstaltern von Großereignissen – Berührungspunkte mit Themen der Kunst, der Kultur und der Kirche zu schaffen, um so auch einen Dialog mit Andersdenkenden und -glaubenden anzuregen. So konnten bereits bundesweite Konzertreihen, Benefizveranstaltungen, Buchprojekte und Kunstausstellungen organisiert werden. Die Erlöse kommen sozial-caritativen Projekten zugute. In den Jahren 2017 und 2018 konnten zwei Kunstausstellungen unter dem Titel "Udos 10 Gebote" mit Bildern des Sängers Udo Lindenberg in der Gaukirche in Paderborn und in der Überwasserkirche in Münster realisiert werden. In Kooperation mit Michael Patrick Kelly kam es zu zwei Konzertreihen ("Agape-Tour" im Jahr 2012 und "Ruah-Tour" im Jahr 2016) durch mehrere Kirchen und Dome im deutschsprachigen Raum. Außerdem gab es im Jahr 2022 eine gemeinsame Ausstellung vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken und Michael Patrick Kelly in der Paderborner Gaukirche. Gezeigt wurden die Friedensglocke #Peacebell, die Kelly aus Kriegsschrott geschmiedet hat sowie Fotografien und gemalte Bilder. Im Zuge der Nikolausaktion des Bonifatiuswerkes unter dem Titel "Weihnachtsmannfreien Zone" gibt es seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der Sängerin Maite Kelly. Zu weiteren Kooperationen kam es unter anderem mit der Sängerin Kathy Kelly, dem Tenor Juan del Bosco und der Gospelsängerin Carla A. Harris aus New York, der Sängerin Judy Bailey, der Straßenmusikerin Simone Oberstein und der Rügener Künstlerin Sylvia Vandermeer.

Im April 2023 berief ihn Papst Franziskus als Konsultor (Berater) in das neugegründete Dikasterium für die Evangelisierung in der römischen Kurie, wo Georg Austen in der Abteilung für Grundfragen der Evangelisierung in der Welt tätig werden soll.

 

KURZ NACHGEFRAGT

bei Monsignore Georg Austen

Als Generalsekretär des Bonifatiuswerkes ist es mein Anliegen …

… gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu beizutragen, Gott in der Welt einen Ort zu sichern und dem Glauben an ihn Räume zu öffnen. Denn: Keiner soll alleine glauben.
 

Unter "Diaspora" verstehe ich …

… eine Kirche von innen für draußen, eine Kirche die alle Christinnen und Christen – egal wo – in den Blick nimmt, damit sie auskunfts- und dialogfähig gegenüber Andersdenkenden und –glaubenden sind.
 

Missionare des 21. Jahrhunderts – das sind für mich …

… Menschen, die aus dem christlichen Geist heraus heraus die Welt aktiv mitgestalten und für ihre Überzeugungen einstehen, aber auch Grenzgänger und Wegbereiter sind.
 

Wenn ich an die Kirche von morgen denke, dann …

… hoffe ich, dass bei allen Veränderungen und Strukturfragen immer die Pastoral und die Sorge um die Menschen im Vordergrund stehen und damit die Botschaft Jesu als „Frohe Botschaft“ erfahren wird. Eine Kirche die als Weltkirche denkt und sich für die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Menschenwürde wie für den Frieden einsetzt.
 

Meine liebste Bibelstelle lautet…
 

… „Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3,17).
 

Eigenschaften, die ich besonders schätze, sind…
 

…Verlässlichkeit und Ehrlichkeit.
 

Sprachlos machen mich…

… Kleingläubigkeit, Unflexibilität und Situationen, die erdrückend und belastend für Menschen sind und die auf den ersten Blick nicht verändert werden können.
 

Ich könnte nicht leben ohne…

… Beziehungen zu lieben Menschen und ohne eine Orientierung aus dem Glauben für mein Leben.