ZUM HIMMEL UND ZU DEN MENSCHEN

Propstei Leipzig: Größtes Kirchbauprojekt im Osten wächst stetig

Aktueller Blick der "Baustellenkamera" auf das Baugeschehen vom Neuen Rathaus in Leipzig aus (http://www.propstei-leipzig.de/seiten/neubau)
Aktueller Blick der "Baustellenkamera" auf das Baugeschehen vom Neuen Rathaus in Leipzig aus (http://www.propstei-leipzig.de/seiten/neubau)

15.11.2013

Täglich wechselt die Großbaustelle gegenüber dem Leipziger Neuen Rathaus ihr Gesicht, wachsen die Mauern, klettert die Verschalung des Turmes gen Himmel. Es geht offensichtlich voran mit dem Neubau der katholischen Propstei Sankt Trinitatis in der Messestadt, den das Bonifatiuswerk mit seiner Bauhilfe unterstützt.

Die Grundsteinlegung für den größten Kirchenneubau Ostdeutschlands war im April. Ob es beim geplanten Fertigstellungstermin Ende 2014 bleibt, ist jedoch noch offen. "Das liegt am Winter - wird er so lang wie der vorige, dann klappt es nicht", räumt Pfarrer Gregor Giele ein. Bislang sei man aber im Zeit- und Kostenplan.

Rund 15 Millionen Euro Baukosten

Rund 15 Millionen Euro Baukosten sind veranschlagt. Etwa 8 Millionen Euro davon übernimmt das Bistum Dresden-Meißen. Für den Rest sammelt die Propsteigemeinde Spenden. Bereits 5,75 der benötigten 7 Millionen Euro sind inzwischen zusammengekommen, davon 2,17 Millionen Euro aus einer Kollekte in allen katholischen Gottesdiensten bundesweit. Zu den 15 Millionen Euro kommen allerdings noch 2 Millionen Euro hinzu für alles, was laut Bauordnung nicht zur Grundausstattung gehört. Dazu zählt auch die Orgel, die derzeit mit rund einer dreiviertel Million Euro veranschlagt ist.

Pfarrer Giele, der die Baustelle betreut, will nun größere Unternehmen zwecks Spenden ansprechen. "Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt, da der Baufortschritt am Rohbau so gut sichtbar ist", erklärt der Geistliche der Propsteigemeinde. Auf Unterstützung hofft Giele beispielsweise vom BMW-Werk-Leipzig und erklärt augenzwinkernd: "BMW heißt für mich Bete Mal Wieder! Das passt doch gut."

Ein lebendiger Prozess der künstlerischen Gestaltung

Doch nicht nur äußerlich wächst der Kirchenbau, auch innerlich und inhaltlich tut sich was. "Was das Innere betrifft, sind wir noch in einem lebendigen Prozess der künstlerischen Gestaltung", sagt der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heiner Koch. Diskussionen gab es etwa um den Standort des Tabernakels, in dem die Hostien aufbewahrt werden. Er soll nun in der Werktagskapelle stehen, die damit zur Sakramentskapelle wird. Dass der für die Innengestaltung zuständige Künstler, Jorge Prado, in Los Angeles lebt, macht die nötigen Abstimmungen nicht immer einfach.

Ein anderes ist die inhaltliche Herausforderung. "Die Propstei ist weit mehr als eine einfache Pfarrkirche - sie ist das katholische Aushängeschild", sagt Bischof Koch. Menschen in ganz Deutschland verfolgten den ostdeutschen Kirchenneubau mit großen Erwartungen. Mancher Westdeutsche mag sich auch verwundert die Augen reiben: Das alles für eine Gemeinde mit bloß 4.500 Gläubigen? Kaum mehr als eine größere Dorfpfarrei im Westen. Doch es gibt einen großen Unterschied: Die Propsteigemeinde ist jung - das Durchschnittsalter beträgt 37 Jahre - und wächst, jährlich kommen rund 150 Mitglieder dazu. So ist sie bereits die größte Pfarrei im Bistum Dresden-Meißen.

Tiefe Diaspora

Leipzig freilich ist tiefe Diaspora: Nur vier Prozent der 500.000 Einwohner sind katholisch, nicht einmal jeder fünfte Leipziger bekennt sich zu einer Religion. Und nun entsteht plötzlich mitten in der Stadt ein katholisches Gotteshaus. "Dieser große Bau im Zentrum muss natürlich sehr kommunikativ gegenüber der Bevölkerung begleitet werden", sagt Bischof Koch. Es solle ein offener, einladender Ort für alle in Leipzig werden. "Das ist die große Herausforderung." Zugleich ist es eine gute Einübung für den 100. Katholikentag, der 2016 mit mehreren zehntausenden Gläubigen nach Leipzig kommt.

Ein Türöffner soll dabei die Musik sein. "Für Menschen auf der Suche nach ihrem Lebenssinn, nach sich selbst, kann Musik die Hemmschwelle senken, eine Kirche zu betreten", erläutert Propsteikantor Stephan Rommelspacher. "Wir wollen Angebote entwickeln, die Menschen neugierig machen, die Kirche zu betreten, Worte, Musik, den Raum auf sich wirken zu lassen." Jazz schwebt ihm dabei ebenso vor wie Klassisches und experimentelle Musik.

In der Adventszeit soll der erste Gottesdienst, eine frühmorgendliche Rorate-Messe, im Rohbau stattfinden. Genauer gesagt: in der künftigen Tiefgarage. Die ist zwar zugig, aber schon so weit fertig, dass sie ohne Bauhelm begehbar ist.

(Karin Wollschläger / KNA)