PRESSEMITTEILUNG VOM 4.11.2018:

Christ sein immer wieder neu lernen

Bonifatiuswerk eröffnet bundesweite Diaspora-Aktion in Osnabrück

„Die Kirche muss als Zeugnisgemeinschaft neue Plausibilität gewinnen, damit der gelebte Glaube eine ernsthafte Option sein kann“, forderte Weihbischof Johannes Wübbe in seiner Predigt zur Eröffnung der Diaspora-Aktion im St. Petrus Dom Osnabrück. Die bundesweite Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken lenkt alljährlich den Blick auf die katholischen Christen, die in extremen Minderheitssituationen ihren Glauben leben. Die Beteiligung von Vertretern aus Kirche und Gesellschaft und von internationalen Gästen aus den Förderländern des Bonifatiuswerkes zeigte in Osnabrück ein weltoffenes, junges Gesicht von Kirche. Minister Reinhold Hilbers MdL Niedersachsen, die Bischöfe von Tallinn und Tromsø, Zisterzienserinnen aus Norwegen sowie Schülerinnen und Schüler aus zwei Osnabrücker Schulen engagierten sich in Gottesdienst und Festtag.

Im sehr gut gefüllten Dom und beim anschließenden Festakt in der Franz-von-Assisi-Schule wurde die konkrete Umsetzung des Leitwortes „Unsere Identität: Christus bezeugen“ für den Alltag beleuchtet. „Jesus macht unzweideutig klar, was die Identität eines Menschen ausmacht, der an Gott glaubt: in jeder Situation neu danach zu fragen, was dieser Glaube für den Umgang mit dem Nächsten, der mir gerade begegnet, konkret bedeutet“, erläuterte Weihbischof Johannes Wübbe in seiner Festpredigt. Dabei scheute er sich nicht, darauf hinzuweisen, dass es in der Geschichte der Menschheit nie leichtgefallen sei, das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe wirklich zu leben. Im Privaten wie im Politischen hätte sich auch im Handeln der Gottgläubigen immer wieder der Wille zur Abgrenzung, zur Polarisierung und Entsolidarisierung durchgesetzt.

Christliche Identität verdankt sich dem „Ja“ Gottes

In seiner Festrede warnte der bekannte Priester und Buchautor Dr. Andreas Knapp: „Wer sich in seiner Identität nicht fundamental bestätigt fühlt, wird anfällig für den Fundamentalismus jeder Art. Menschen, die sich abgehängt fühlen, greifen dann oft wieder zu kollektiven Identitätsmustern wie etwa der nationalen Identität. Weil sie mit der Unübersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit unserer Welt nicht mehr zurechtkommen, beschwören sie etwa die nationale Identität. „Wir sind wieder jemand“. Gegen dieses dunkle Szenario stellte er jedoch unmittelbar die biblische Überzeugung, dass es unsere Welt gibt, „weil Gott mit seinem guten Wort schöpferisch tätig ist. Und es gibt mich und dich, weil Gott auch uns liebevoll beim Namen ruft. Dieses fundamentale Angenommensein ist nicht von Erfolg oder Leistung abhängig. Es gilt grundsätzlich und ist von bleibender Dauer.“ Weil sich christliche Identität dem umfassenden ‚Ja Gottes‘ verdanke, überdauere sie auch Misserfolge und Scheitern, denn das ‚Ja Gottes‘ zu jedem einzelnen sehe und bejahe auch das Verborgene und Widersprüchliche in jedem Menschen.

Mit- und voneinander lernen, wie Christsein geht

Monsignore Georg Austen, der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, lenkte den Focus auf die Situation der Christen, die sich in den letzten Jahrzehnten in nahezu allen Ländern Europas dramatisch verändert habe. Christinnen und Christen lebten heute in vielen Ländern als Minderheit unter anders- oder nichtglaubenden Mitbürgern. „Wir können und müssen mit- und voneinander lernen, wie Christsein heute aussehen kann in den unterschiedlichen Situationen der einzelnen Länder. Die Kirche in Nordeuropa und dem Baltikum ist eine materiell arme Kirche in einem reichen Land. Denn der Großteil der Katholiken sind nicht reiche Nordeuropäer, sondern arme Einwanderer, die finanziell nicht viel helfen können. Vom Staat gibt es so wenig Unterstützung, dass es ohne Hilfe aus dem Ausland nicht geht“, betonte Austen. „Darum bitten wir alle Katholiken in Deutschland, am 18. November für ihre Glaubensbrüder und –schwestern zu sammeln und danken für das konkrete Zeichen der Solidarität.“

Wertvolle Arbeit der Kirchen für Staat und Gesellschaft

Der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers betonte die Bedeutung der christlichen Kirchen für Staat und Gesellschaft. „Ich bejahe ausdrücklich die staatliche Unterstützung der Kirchen, weil die Kirchen uns viel zurückgeben. Ohne die Kirchen könnten wir einen Großteil der Sozialleistungen nicht stemmen. Darüber hinaus kann der Staat keine oder nur sehr beschränkt Wertmaßstäbe setzen, auch dafür brauchen wir die Kirchen.“

Der Präsident des Bonifatiuswerkes, Heinz Paus, bedankte sich für die Gastfreundschaft des Bistums Osnabrück und stellte die Teilnahme am Europäischen Kulturerbejahr als aktuelles Projekt des Bonifatiuswerkes vor. „Die Frage, wie Religion die Gesellschaft prägen kann, beschäftigt uns bei nahezu allen Projekten. Im Europakongress vom 21. bis 23. November wird diese Frage mit renommierten Vertretern aus der Politik, dem Christentum, Judentum und Islam diskutiert.“

Musikalischen Schwung erhielt der Festakt durch die Big Band der Angelaschule in Osnabrück unter Leitung von Ekkehard Sauer, die Jazz auf hohem Niveau spielte. Ludger Abeln vom Caritasverband Osnabrück moderierte mit Humor und Esprit.

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Fotomaterial zur Aktionseröffnung

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DOMRADIO.DE übertrug den Gottesdienst aus dem Osnabrücker Dom live. Foto Theresa Meier2,66 MBDownload
Diaspora-Aktionseröffnung des Bonifatiuswerkes in Osnabrück (von links): Pater Dr. Andreas Knapp (Buchautor), Bischof Berislav Grgic (Prälatur Tromsø in Norwegen), Weihbischof Johannes Wübbe (Bistum Osnabrück), Heinz Paus (Präsident des Bonifatuswerks), Sr. Brigitte (Priorin Marienkloster Tautra), Reinhold Hilbers, Mdl (Niedersächsischer Finanzminister), Sr. Gilchrist (Marienkloster Tautra), Bischof Philippe Jourdan (Tallinn in Estland), Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes), Burkhard Jasper (Bürgermeister Osnabrück), Martin Guntermann (Geschäftsführer des Bonifatiuswerkes)4,27 MBDownload
Zum Festgottesdienst zur Diaspora-Aktion war der St. Petrus Dom in Osnabrück gut besucht. Foto: Theresa Meier3,47 MBDownload
Der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Monsignore Austen, während des feierlichen Gottesdienstes zur Eröffnung der diesjährigen Diaspora-Aktion. Foto: Theresa Meier3,14 MBDownload
Knabenchor, Mädchenkantorei und Frauenstimmen des Jugendchores begleiteten das Pontifikalamt musikalisch. Foto: Theresa Meier2,67 MBDownload
Weihbischof Wübbe forderte in seiner Predigt, dass „die Kirche als Zeugnisgemeinschaft neue Plausibilität gewinnen muss, damit der gelebte Glaube eine ernsthafte Option sein kann.“ Foto: Theresa Meier3,96 MBDownload
Mit einem feierlichen Gottesdienst hat das Bonifatiuswerk die bundesweite Diaspora-Aktion der katholischen Kirche im St. Petrus Dom in Osnabrück eröffnet. Foto: Theresa Meier3,35 MBDownload
Zisterzienserinnen aus dem Marienkloster auf Tautra trugen mit ihrem Gesang zur Eröffnungsfeier bei. Foto: Theresa Meier3,11 MBDownload
Eine selbstgestaltete Tür der Berufsbildenden Schule im Marienheim als Symbolbild für ein friedliches Miteinander. Foto: Theresa Meier3,31 MBDownload
„Was verstehe ich unter einem offenen Herzen?“ Eine Schülerin der Berufsbildenden Schule im Marienheim hängt ihre Antwort an die selbstgestaltete Tür. Foto: Theresa Meier3,04 MBDownload

Fotomaterial zum Festakt

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Präsident Heinz Paus bei der Begrüßung der Gäste beim Festakt. Foto: Sr. Theresita M. Müller2,08 MBDownload
Interessierte Zuhörer während der Reden. Foto: Sr. Theresita M. Müller2,80 MBDownload
Der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers MdL. Foto: Sr. Theresita M. Müller2,50 MBDownload
Saxophonisten der Big Band der Angela-Schule. Foto: Sr. Theresita M. Müller3,37 MBDownload
Pater Dr. Andreas Knapp. Foto: Sr. Theresita M. Müller2,18 MBDownload
Gesprächsrunde mit Vertretern der Kirche in Nordeuropa: Moderator Ludger Abeln (v. l.), Msgr. Georg Austen, Sr. Hanne-Maria Berentzen aus Tautra/Norwegen, Bischof Berislav Grgić aus Tromsø/Norwegen, Bischof Philippe Jourdan aus Tallinn/Estland. Foto: Sr. Theresita M. Müller2,28 MBDownload