SOLIDARITÄT FÜR DEN NORDEN
2024 feiert das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken das 50-jährige Bestehen seiner Nordeuropahilfe. Zu diesem Anlass findet ein internationales Vernetzungstreffen mit den Verantwortlichen der Jugendpastoral in den skandinavischen Ländern sowie in Estland und Lettland in Paderborn statt: Vom 22. bis zum 26. September kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Austausch, besuchen das Jugendhaus Hardehausen - das jugendpastorale Zentrum des Erzbistums Paderborn - sowie die UNESCO-Weltkulturerbestätte Corvey. In der ehemaligen Benediktinerabtei an der Weser bei Höxter feiert das Bonifatiuswerk dann auch den Festakt zum Nordeuropahilfe-Jubiläum: So wird unter anderem das neue Altarbild der Auferstehung in der Klosterkirche enthüllt, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Mit Unterstützung des Bonifatiuswerkes wurde der Künstler Thomas Jessen mit der Erstellung beauftragt.
1974, im Jahr des 125-jährigen Bestehens, entschied sich die Generalversammlung des Bonifatiuswerkes dazu, das Gebiet der Nordischen Bischofskonferenz (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden) als Förderregion in die Satzung mitaufzunehmen. Fortan unterstütze das Diaspora-Hilfswerk die katholische Kirche auch in Nordeuropa unter anderem beim Bau sowie der Restaurierung von Kirchen, beim Kauf von Wohnungen für Geistliche, bei der Erstellung katechetischer Materialien sowie dabei, Klostergebäude mit neuem Leben zu füllen. Der Zeitpunkt war günstig: Zum einen war in Deutschland, geteilt in Ost und West, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs schon viel zur Unterstützung katholischer Christen in der Diaspora erreicht worden. Zum anderen war trotz der Förderung zahlreicher Projekte noch Geld übrig, wie Dr. Winfried Florian, von 1971 bis 1998 Präsident des Bonifatiuswerkes, im Jahr 1999 rückblickend schreibt: "Die Einnahmen flossen regelmäßig und reichlich."
Die Hilfen aus Deutschland für Nordeuropa sind heute noch wichtig und notwendig, denn die Kirche in Nordeuropa ist im Vergleich zu den reichen skandinavischen Ländern noch immer arm und klein, selbst wenn sie langsam, aber stetig wächst. Während in den Bistümern Oslo und Reykjavik mehr als drei Prozent sowie in der Prälatur Trondheim mehr als zwei Prozent der Bevölkerung katholisch sind, liegt die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in den Bistümern Kopenhagen und Stockholm sowie in der Prälatur Tromsø bei lediglich um die ein Prozent. Am ausgeprägtesten ist die Diaspora-Situation im finnischen Bistum Helsinki: Gerade einmal eine von dreihundert Personen ist dort katholisch. Das sind 0,3 Prozent der Bevölkerung. Die Kirchenmitgliedschaft ist in allen fünf Ländern eine private Angelegenheit zwischen der Kirche und den Gläubigen. Das bedeutet, dass sich die Gläubigen aktiv in ihrer Gemeinde anmelden und registrieren lassen müssen. In zwei Ländern ist mit der Anmeldung ein jährlicher staatlicher Unterstützungsbetrag pro Kirchenmitglied verbunden: Immerhin 100 Euro in Norwegen, aber lediglich 7,54 Euro in Finnland. Dänemark, Island und Schweden gewähren der katholischen Kirche keine finanzielle Unterstützung, registrierte Gläubige leisten dort eine Kirchenabgabe.
Während in Norwegen die Zahl der Gottesdienstbesucher in den katholischen Kirchen in den vergangenen Jahren um 70 Prozent gestiegen ist, blieb die Zahl der registrierten Mitglieder nahezu gleich. Auch in Schweden stimmt die Zahl der Kirchenbesucher mit den registrierten Mitgliedern nicht überein – die Gotteshäuser werden von mehr Menschen besucht, als auf dem Papier registriert sind. Der Anstieg bei den Gottesdienstbesuchern in der jüngsten Vergangenheit hängt mit der Migration zusammen, vor allem aus katholisch geprägten Ländern wie zum Beispiel Polen. Dass sich die Gläubigen nicht registrieren lassen, wird oft mit der Sprachbarriere und der Unsicherheit erklärt, wie es für die Neuangekommenen in den kommenden Jahren weitergehen wird.