75. MITGLIEDERVERSAMMLUNG IM GRÜNDUNGSORT REGENSBURG
11.11.2024
Das Bonifatiuswerk hat eine überarbeitete Standortvergewisserung auf den Weg gebracht. Auf der 75. Mitgliederversammlung in Regensburg verabschiedeten die Delegierten die neue Fassung einstimmig.
"Die Standortvergewisserung gibt inhaltlich die Ausrichtung des Bonifatiuswerkes vor", sagte Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen. Es sei an der Zeit gewesen, einige Aspekte der inhaltlichen Ausrichtung zu überarbeiten oder zu aktualisieren. Aktualisiert wurden unter anderem die Handlungsfelder im Bereich der Verkündigung, Liturgie und Diakonie. Als Ziele und Schwerpunkte wurden definiert: Die Glaubensweitergabe an nachfolgende Generationen, das Wachhalten der christlichen Kultur und das Schaffen von Zugängen zum christlichen Glauben, also die sogenannte Erstevangelisierung. Darüber hinaus sollen die Diaspora-Erfahrungen als Lernprozess für die Gesamtkirche stärker gewürdigt werden. Zudem sollen die Aktivitäten des Bonifatiuswerkes im Bereich Kunst und Kultur – Dialog mit Andersdenkenden und -glaubenden; Betonung der Netzwerkwerkarbeit des Bonifatiuswerkes (durch Reisen, Netzwerktreffen etc.) ausgebaut werden. Unter dem Punkt "Chancen und Herausforderungen" wurde Folgendes ergänzt: Bewahrung der Schöpfung, zunehmende Polarisierung und Radikalisierung, Transformation des kirchlichen Lebens, Synodalität, Interkulturelles und interpastorales Lernen.
Ein besonderer Tagesordnungspunkt war die Verabschiedung des Paderborner Domdechanten und ehemaligen Generalvikars Alfons Hardt. Nach mehr als 20 Jahren Mitgliedschaft im Bonifatiusrat und im Vergabeausschuss des Diaspora-Kommissariates ist der 74-Jährige am Montag aus beiden Gremien verabschiedet worden. Hardts Aufgaben wird künftig der Paderborner Generalvikar Prälat Thomas Dornseifer als Vertreter des Paderborner Erzbischofs Dr. Udo Markus Bentz übernehmen. Bonifatiuswerk-Präsident Manfred Müller lobte Hardts außerordentliches Engagement und die langjährige Arbeit in beiden Gremien. „Sie haben ihre Fachkompetenz in vielen Situationen und immer vermittelnd eingebracht. Das ist nicht selbstverständlich. Und Sie haben sehr viel Herzblut aufgebracht für die Aufgaben und die Nöte in der Diaspora.“ Als Geschenk erhielt Domdechant Hardt eine Bonifatiusstele überreicht. Hardt bedankte sich für das Geschenk und die „stets gute und harmonische Zusammenarbeit in den Gremien“ und wünschte seinem Nachfolger und allen Delegierten alles Gute.
Bonifatiuswerk-Präsident Manfred Müller freute sich über die sehr hohe Zahl der Delegierten aus den diözesanen Bonifatiuswerken sowie zahlreiche Bischöfe, die in Regensburg vor Ort waren. Die Mitgliederversammlung, bei der Bischof Dr. Rudolf Vorderholzer ein Grußwort sprach, fand im Zuge der Eröffnung der diesjährigen Diaspora-Aktion statt. Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war ebenso die Intensivierung und der Austausch zwischen den Diözesan-Bonifatiuswerken, der weiter ausgebaut werden soll.
Erzbischof Julio Murat, Nuntius für die skandinavischen Länder, der bereits an der Eröffnung der Diaspora-Aktion teilgenommen hatte, äußerte sich bei der Versammlung zu den Herausforderungen der katholischen Kirche in Nordeuropa: "Es sind sehr internationale Gemeinden. Die Menschen setzen sich aus vielen Nationen zusammen. Und sie kommen mit unterschiedlichen Erwartungen, Sprachvoraussetzungen und Traditionen in die nordischen Länder. Unsere wichtige Aufgabe ist es, alle in die Gemeinschaft zu integrieren. Hinzu kommen große Distanzen, die zu überwinden sind. In Island muss man zum Beispiel sechs Stunden fahren, um in einer Gemeinde einen Gottesdienst zu feiern. Und die Rückfahrt kommt dann noch hinzu", erzählte der Erzbischof.
Bischof David Tencer, Bischof von Reykjavik, erläuterte den Delegierten die konkrete Situation in Island: "Als ich Anfang der 2000er Jahre nach Island kam, lebten dort etwa 2.000 Katholiken. Inzwischen sind es mehr als 14.000 registrierte Katholiken", sagte Bischof Tencer. Zusammengerechnet mit den nicht-registrierten Katholiken seien es etwa 40.000 Menschen, die dem katholischen Glauben angehören und sich aus 172 Nationen zusammensetzen. Bischof Tencer ging auch auf den Bau der neuen Kirche in Selfoss ein, wo die Arbeiten für das Fundament des Gebäudes bereits abgeschlossen werden konnten. In gut einem Jahr soll die Fertigstellung des Baukörpers abgeschlossen sein, danach soll der Innenausbau folgen. Der Neubau der Kirche wird von der Bauhilfe des Bonifatiuswerkes mit 541.500 Euro gefördert. Bischof Tencer lobte die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Bonifatiuswerk und bedankte sich bei den Spenderinnen und Spendern des katholischen Hilfswerks für die Unterstützung.
Bischof Philippe Jourdan aus Tallin in Estland, wo nur etwa 0,6 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, verwies auf die aktuellen Herausforderungen durch den Krieg in der Ukraine, vor denen auch die katholische Kirche in Estland stehe. "Es gibt sehr viele Geflüchteten aus der Ukraine, auch verwundete Soldaten, die Hilfe und Unterstützung benötigen", sagte der Bischof, der den Delegierten für die Unterstützung des Bonifatiuswerkes dankte – vor allem für die Mittel, die für den Auf- und Ausbau der beiden katholischen Schulen in Tallinn und Tartu zur Verfügung gestellt wurden und werden.
Bischof Viktors Stulpins, Vorsitzender der Lettischen Bischofskonferenz, ging auf die Arbeit und die Projekte der Caritas in Lettland ein, in dem der Katholikenanteil an der Gesamtbevölkerung bei 17,5 Prozent liegt. Unter anderem erzählte Bischof Stulpins vom Einsatz der Malteser und der Caritas für die zahlreichen Geflüchteten aus der Ukraine – eine Herzensangelegenheit des Bischofs. Auch Bischof Stulpins dankte für die umfangreiche Unterstützung durch das Bonifatiuswerk.
Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen erläuterte den Delegierten, die den Bonifatiusrat einstimmig entlasteten und an dem Wochenende in Regensburg in einen sehr guten Austausch gekommen sind, die wichtigsten Veranstaltungen und Aktionen des vergangenen Jahres, unter anderen die Eröffnung der Nikolaus-Initiative in Hamburg 2023 mit der Bahnhofsmission, die zur Unterstützung obdachloser Menschen aufrief. Darüber hinaus gab es im vergangenen Jahr 76 "Tat.Orte guter Taten" im Zuge der Nikolaus-Aktion. Monsignore Austen ging zudem auf die Veranstaltungen in diesem Jahr zu den runden Geburtstagen "75 Jahre Verkehrshilfe" und "50 Jahre Nordeuropahilfe" im Juni beziehungsweise September ein. Darüber hinaus stellte er die neue Arbeitshilfe zur Kirchenaustrittspastoral vor. Im kommenden Jahr ist dazu ein Studientag geplant. Monsignore Austen sprach auch über das Förderprogramm "Praktikum im Norden". Aktuell sind 23 junge Menschen in allen nordeuropäischen Ländern sowie in Estland und Lettland im Einsatz. Bewerbungsschluss für das kommende Jahr ist der 15. Januar 2025. Seit dem Start des Programms im Jahr 2011 haben etwa 260 Freiwillige daran teilgenommen.
Dr. Ulrike Lynn stellte ihre Personalstelle als Beauftragte der katholischen Kirche für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Im Fokus ihrer Arbeit steht die Frage: Wie kann Kirche im gesellschaftlichen und kulturellen Kontext sichtbar werden? Ihre zweijährige Personalstelle wird über die Glaubenshilfe des Bonifatiuswerkes mit 55.000 Euro gefördert. Lynn arbeitet mit der Landeskirche, dem Verbund der Freikirchen und mit der jüdischen Gemeinde in Chemnitz zusammen, um in ökumenischer Verbundenheit die Diskurse der Stadt aus christlicher Perspektive nachhaltig mitzugestalten. Von Anfang an hat sie die Prozesse und Entwicklungen rund um die Bewerbung zur Kulturhauptstadt begleitet. "Das Motto der Kulturhauptstadt lautet "C the unseen". "Es geht darum, das Ungesehene aufzuzeigen, vor allem in Chemnitz selbst. Und wir wollen in die Begegnung mit den Menschen kommen", sagte Lynn.
Zum Abschluss ging der Blick bereits auf das Jahr 2025, denn der Diözesan-Bonifatiuswerk-Vorsitzende des Erzbsitums Köln, Nadim Ammann, lud die Delegierten nach Köln ein, wo im kommenden Jahr die Diapora-Aktion eröffnet wird.
(bam)